Gartentagebuch

2018

Ausgleich zwischen Natur und Gestaltung

Im vergangenen Jahr habe ich Anstrengungen unternommen, Insekten mehr Nahrung zu bieten. Dies möchte ich fortsetzen und besonders darauf achten, Stauden für die gestalteten Bereiche des Gartens zu ergänzen, die gute Nektarlieferanten sind. Wenn dies gelingt, fördere ich automatisch auch die Vögel und die Fledermäuse. 

Schon im Herbst vergangene Jahres war klar, dass wir in diesem  Winter, der bisher nicht wirklich ein Winter ist, verstärkt die Vögel füttern müssen, da viele Nahrungsquellen durch den Spätfrost im April 2017 ausgefallen und auch im Wald wenig Buchen und Eicheln gefruchtet haben. Also haben wir seit Spätherbst intensiv gefüttert und Scharen von Meisen, Distelfinken, Grünlingen und Buchfinken angezogen. Auch Buntspecht, Mittelspecht, Eichelhäher, Gimpel, Rotkehlchen und Kleiber kommen in den Garten. Wir lassen auch zu, dass ab und zu ein Eichhörnchen zum Frühstücken kommt. Von dem Füttern von Mischfutter bin ich ganz schnell wieder abgekommen, da der darin enthaltenen Weizen ruck zuck keimt und eine kleine Weizenwiese unter den Futterstellen zwischen den Stauden aufwächst. So gibt es nur Sonnenblumenkerne obwohl ich weiß, dass manche Arten auch Weichfutter bevorzugen.

Dieser Winter ist bisher so warm, dass am 8. Januar das erste gefüllte Schneeglöckchen geblüht hat! Es hat unentwegt geregnet, der Rhein hatte mehrfach Hochwasser. Erst Mitte Februar hat sich die Wetterlage umgestellt und ein Hoch hat uns mit einem scharfen Nord-Ostwind Kälte aber auch traumhafte Sonne beschert. Es gibt nur ein paar Schneereste und deshalb Kahlfrost. Die Sonne hat aber schon viel Kraft und dort wo der kalte Wind abgehalten wird -  zum Beispiel auf meiner Terrasse - kann ich in der Sonne sitzen und das Piepen der Vögel genießen, die zum Futterhäuschen kommen.  Am kalendarischen Frühlingsbeginn ist die Kältewelle gebrochen und zögernd setzen sich Temperaturen über dem Nullpunkt durch. Nach einen Hauch von Frühling hatten wir Mitte März eine weitere Kälteperiode mit Temperaturen unter -5 Grad. Die einsetzende anschließende Milderung hat bis zum 7. April endlich die ersehnten Frühlingsaufbruch gebracht. Die Kastanie treibt und die Forsythien blühen aber insgesamt ist alles noch sehr verhalten, da der Boden noch nicht erwärmt ist.

Da ich es kaum aushalte bis ich wieder im Garten graben kann, habe ich schon mal neu geplant und im Spielwald an der Schaukel ein gutes Stück Efeu entfernt um dort zwei spät blühende besondere Rhododendron zu pflanzen. Sie sollen blühen wenn die große Rhodohecke abgeblüht ist damit es keine Farbdurchmischungen gibt. Die neuen Rhodos stehen dann neben den Epimedium, Farnen und dem Aruncus. Davor sollten die blauen Campanula zur gleichen Zeit blühen. Ich hoffe, dass es gut aussieht! 

Am 23. April haben wir eine Woche Aprilsommer hinter uns mit Temperaturen über 25 Grad! Alles ist quasi über Nacht explodiert, eben war an der Kastanie ein Hauch von Grün zu sehen, jetzt sind die Blüten kurz vor dem Aufgehen. Die Osterglocken und Tulpen sind bei diesen Verhältnissen sehr schnell verblüht, alles entwickelt sich in rasendem Tempo. Am 22. April blüht der Rhododendron Cunnigsham White, der Virburnum, der Zierapfel und die Apfelbäume während die Amelanchier bereits verblüht sind. In den im vorigen Jahr neu angelegten Beeten vor der Feuerdornhecke und unter der Eibe ist natürlich noch Giersch zu sehen, aber die angepflanzten Stauden sind auch gut gekommen, insbesondere die Trachystemon geben zusammen mit den blühenden Gräsern ein sehr hübsches Bild. Ich muss sehen, dass ich den Giersch weitmöglichst kontrolliere, damit er nicht wieder Überhand nimmt. Ausrotten ist wohl eine Illusion aber begrenzen habe ich im Plan!

Wärme und viel Sonne zusammen mit dem glücklicherweise winterfeuchten Boden haben zu einem schnellen Wachstum aller Stauden geführt, die trockenen Tage haben auch die Schnecken nicht begünstigt so dass an Hosta aufgetaucht sind, die in den vergangenen Jahren immer sofort abgefressen wurden. Die Blütenpracht ist überwältigend insbesondere da die Rhododendronhecke schon Anfang Mai in voller Blüte steht. Selbst im Wiesenrondell wiegen sich blau blühende Ajuga reptans, die sich ohne mich zu fragen dort angesiedelt haben, und Wiesenmargerithen im Wind, die frühen Geranium blühen, die Wisteria riecht man im ganzen Garten und die schon tot geglaubte Clematis am Rosenbogen hat wieder ausgetrieben. Die Strauchpäonien sind nur prächtig und die Staudenpäonien schon 1,50 m hoch. Da sie immer auseinanderfallen wenn es regnet oder die schweren Blüten sie nach unten ziehen, habe ich sie in diesem Jahr mit gebogenen Staudenstützen versehen und hoffe, dass sie stehen bleiben.

  • Auch der Laburnum blüht in diesem Jahr wieder üppig.
  • Wollschweber an Aubrieta. Die Aubrieta sind in diesem Jahr durch den späten Kahlfrost nicht so üppig wie in anderen Jahren.
  • Waldanemone, die sich im Rondell gut ausgebreitet haben und nach der Blüte unter den austreibenden Astilben verschwinden.

Nach dem Aprilsommer und dem folgenden Maisommer wurden uns traumhafte überbordende Blüten von Päonien, Mondviolen, Margeriten, Polygonatum, Polemonium, schwebende Alchemillen, ganz abgesehen von den Hosta, die in diesem trockenen Jahr fast ganz von Schnecken verschont geblieben sind und sich so schön wie noch nie entwickelt haben. Dazu kommen noch die blühenden Sträucher, die sehr reich blühenden Rhododendron, die wie ein lila hohe Mauer am Waldrand standen und natürlich all die Geranium, die einen blühenden Teppich gebildet haben. Zu dieser ganzen Pracht kamen aufgrund der überaus hohen Temperaturen, meistens um die 25 Grad und höher, Mitte Mai die Rosen: Madame Carriere an der Pyramide, die Strauchrosen und am 3. Juni dann auch noch Pauls Himalayans Musk und Lykkefund im Waldgarten. Im Vorgarten stehen alle Rosen in Blüte, durchwebt von Centranthus ruber Alba, der Unmengen von Schmetterlingen anzieht.

  • Ginster im Vorgarten
  • Strauchpäonie aus dem Garten meines Großvaters in voller Pracht. Ihre Geschichte steht im Plflanzenportrait -> Was Wächst.
  • Kolkwitzie im Vorgarten
  • Die sehr früh blühenden Rhododendron in überwältigender Fülle
  • Rhodos im Detail. Davor blühen im Wiesenrondell bereits die Wiesenmargerithen
  • Rosa im Vorgarten
  • Kastanie im Vollfühling. In diesem Jahr blüht sie zusammen mit den sehr früh blühenden Rhododendron

Am 7. Juni hatten wir am Nachmittag ein Hagelunwetter mit 65l Wasser in 40 Minuten und bis 2cm dicken Hagelkörnern, das viele Stauden leider auf den Boden gelegt hat, den Rosen die Köpfe abgeschlagen und Löcher in Blätter gestanzt hat. Wasser hat der Garten jetzt genug aber muss sich von den Schäden erholen. 

Ich muss mit den Löchern insbesondere der Hosta leben, die in diesem Jahr von Schnecken verschont waren und deshalb in voller Pracht wuchsen. Nun ja, es ist so. Die Rosen erholen sich und den anderen Stauden hat die Wassermenge einfach gutgetan da unser schwerer Boden die Feuchtigkeit lange hält auch wenn er oberflächlich abtrocknet. Alles was tiefe Wurzeln hat kommt mit dem trockenen Wetter ganz gut zurecht und ich muss wenig gießen.

Inzwischen ist es Ende Juni und ein sehr erwünschtes Schauspiel ist nach dem Ausfall im letzten Jahr wieder gestartet: die Linde blüht! Überwältigende Blütenfülle und ein starker Duft zieht durch den Garten, die Hummeln und Bienen, die die Lindenblüten besuchen, erzeugen ein tiefes, gleichmäßiges Brummen. Ich finde es wunderbar!

Mehrere Meisenfamilien halten sich im Garten auf und das Gezwitschere der Meisenbabys mischt sich mit dem Gesang der Amseln, dem ziemlich lauten Lied der Mönchsgrasmücke und dem charakteristischen Gesang des Zilzalps.  Die jungen Meisen fliegen unentwegt zwischen den Wildsträuchern, dem Feuerdorn, den Rhododendron und den Bäumen hin und her und hängen kopfüber an den Lindenblättern, der Kastanien und den Amelanchier wo sie die Beeren naschen.

  • Meisenbaby an der blühenden Linde

Im Gegensatz zum vorigen Jahr in dem ich Blumenwiesensamen angesät hatte und das Ergebnis nicht befriedigend war, ist In drei Blumenkübeln auf der Terrasse ein gute Kombination aus Insektenfütterung und Schönheit gelungen. Hypericum perforatum, Boretsch, Stachys silvaticum und die stark wachsenden lila Ipomea decken den Tisch für Hummeln und Co und die Kombination in blau-lila erzeugt auch optisch einen Genuss.

  • Der gedeckte Tisch für Bienen und Co.

Das besondere Erlebnis der Irrlichter im Wald und in unserem Garten haben wir in diesem Jahr wieder genossen. Myriaden von Glühwürmchen kommen aus dem Wald und fliegen wohl wegen der besonderen Windverhältnisse durch unsere Gartentür in den Garten. Im tiefen Laub unter den Rhododendron scheinen die  Chancen ein Weibchen zu finden wohl ziemlich groß zu sein, denn dort fliegen sie bevorzugt hin.

  • Ein Versuch die Glühwürmchen fotografisch festzuhalten. Das Foto kann nicht den damit verbundenen Zauber wiedergeben.
 

Dieser Sommer war ein mediterraner, Sonne, Sonne nochmals Sonne. Viele Tage mit Temperaturen weit über 30 Grad, die wir in der Taunuslage bisher selten hatten. Da bis jetzt, Anfang September, immer noch kein nennenswerter Regen gefallen ist, musste ich um die Pflanzen zumindest am Leben zu erhalten, gießen, so viel wie es in den zurückliegenden 39 Jahren noch nie erforderlich war. Die Wiese habe ich selbstverständlich nicht gegossen, aber der Rest brauchte zumindest ab und zu dringend Wasser um nicht völlig zu vertrocknen. Nur die Rosen konnten darauf verzichten, sie haben so schön wie noch nie geblüht. Insbesondere Madame Carriere, blüht nach dem schmerzlichen Blütenverlust nach dem Hagel unermüdlich! Durch den Wassermangel habe viele Stauden nicht mehr nachgeblüht, nur sparsam geblüht oder auch nur wenige Blüten angesetzt. Der Lehm, der mir immer zu schaffen macht, hat in diesem Sommer seine Qualitäten gezeigt: er hat viel länger Wasser gehalten als zum Beispiel der wunderbar humose Boden in meinem Gemüsebeet. Ich werde nie auf ihn schimpfen! Die Teiche haben ca. 30cm Wasser verloren. Ich hoffe, dass der Regen sie hoffentlich bald auffüllt.

Das Wetter hat sicherlich auch dien Entwicklung des Zünslers begünstigt, inzwischen sind alle (!) Buchs befallen. Am Anfang dachte ich noch ich könnte den Kampf gewinnen, aber ohne ständiges Spritzen gibt es meiner Ansicht nach keine Chance. Ich habe die ersten Büsche ausgegraben und werde im Laufe der Herbstarbeiten alle Buchs entfernen. Das erfordert an manchen Stellen allerdings eine Neugestaltung, da die strukturgebenden Elemente dadurch wegfallen. Aber das ist auch eine neue Chance, da ich auch gelernt habe, was wieviel Wasser braucht und ich die Neupflanzungen zumindest im Ansatz an zukünftig zu erwartende trockenere Sommer anpassen werde.  

 

 

Der Sommer war auch im September nicht zu Ende, es folgte ein goldener Oktober und auch der November war noch relativ warm und vor allen Dingen immer noch trocken. Es gab zwar zwischendurch ein paarmal kräftigen Regen aber das Defizit des Sommers ist noch lange nicht gemildert. Erst im Dezember hat es soviel geregnet, dass die Teiche endlich wieder voll waren. Mitte Dezember haben wir wegen der angekündigten leichten Fröste und ein paar Schneeflocken die Topfpflanzen auf der Terrasse und die Passiflora eingeräumt. 

 

Die Entscheidung für die Entfernung sämtlichen Buchskugeln hatten wir schon gefällt und mit großem Bedauern dann ausgeführt. Neben dem nicht unerheblichen Aufwand ergaben sich nach dem ersten Schock über das veränderte Aussehen des Gartens neue Perspektiven. Es ist mir zuerst ziemlich schwergefallen weil ich den Duft des Buchs so geliebt habe und ich mich über die vielen Jahre an die strukturgebenden Kugeln gewöhnt hatte. An die Treppe zur Terrasse habe ich zwei neue, allerdings kleine Kugeln von Taxus baccata gepflanzt, die anderen Pflanzstellen des Buchs sind völlig neu gestaltet. Mein Mann hat am Hortensienbeet den Weg etwas verbreitert und ich habe dann an die Stelle der Buchshecke nur Traubenhyazinthen gesetzt. Wenn ich den Teil des Gartens jetzt so anschaue, sieht es eigentlich besser aus, weil die Hortensien besser zur Geltung kommen und die Pflanzung großzügiger wirkt.

Das gleiche gilt für das Grenzbeet an der Bank vor dem Feuerdorn, wo wir auch der Weg zum oberen Teich und zur Bank erneuert und das Beet völlig neu angelegt haben mit Gruppen von Bergenien, Acanthus, Gras, Ablegern von Campanula persicifolia und einer Helleborus foetidus.

Das Beet zwischen Waldplatz, Waldbeet und den Teichbeeten hat mir am meisten Kopfzerbrechen gemacht, weil durch den Schatten dort nur wenige Pflanzen gedeihen können. Nach langem Überlegen haben wir den Waldplatz umgestaltet und in den vorderen hellsten Teil einen im Sommer blühenden Rhododendron gepflanzt. Es ist spannend wie sich alles entwickelt und was vielleicht noch umgepflanzt werden muss. 

Eine weitere Gartenbaustelle ergab sich im Vorgarten wo der Efeu, der an der Hausecke zum Nachbarn bis zum Dach gewachsen war, das Fallrohr der Regenrinne so geliebt hat, dass er sie zusammengedrückt hatte. Er musste also weichen, das Fallrohr erneuert werden und neu bepflanzt werden. Ich habe mich für zwei Kletterrosen, einer einmalblühenden Bleu magenta und einer mehrfach blühenden Lady of the Lake, einer Austin Rose, entschieden. Ich bin sehr gespannt wie es ihnen dort gefällt und ob es das Bild ergibt, das ich mir vorstelle.